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noch das Steintor. Heute ist Anklam nach Stettin die bedeutendste Stadt Alt-Vor-
Pommerns. Seme Bewohner treiben Ackerbau, Schiffahrt und Kornhandel. Unter
seinen Fabrikaulagen sind Brauereien, Eisengießereien und eine Zuckersiederei zu nennen.
Hier befindet sich eine Kriegsschule. — In Wusseken liegt Feldmarschall Gras v. Schwerin
begraben, der in der Schlacht bei Prag am 6. Mai 1757 fiel. — Ducherow, 1000
Einwohner, Bugenhagen-Waisenhaus, große Ziegeleien. — I atznick besitzt Zement
sabriken und Ziegeleien.
yinterpommern.
Hinterpommern hat ein ganz anderes Aussehen als das ebene Bor-
Pommern. An der Küste finden wir einen durchschnittlich 3—4 km breiten,
stachen Sandstreisen. Auf ihm hat der Wind die Dünen erbaut, hinter
welchen sich Seee und Moore befinden. Dann steigt das Land allmählich
von 10—80 m Höhe an. Dieser etwa 40 km breite Gürtel erscheint
fast eben, weil nur sehr wenige größere Hügel darin zu finden sind. Es
ist dies das Stück vou Hinterpommern, welches sich zu beiden Seiten der
Stettin-Danziger Eisenbahn ausbreitet. Darauf folgt dann ein breiter
Strich von Hügeln, die 100—300 m hoch sind. So gliedert sich Hinter-
Pommern also in 3 deutlich von einander geschiedene Gürtel oder Zonen.
va§ Küstengebiet.
Die hinterpommersche Küste hat eine Länge von 265 km. Sie zieht
sich sast wie eine gerade Linie in der Richtung von Sw nach No hin.
Nirgends ist sie durch Buchten und Busen zerrissen, nirgends rageu Halb-
infein in die See hinaus. Fast überall bedeckeu Düueu den flachen Küsten-
strich. — Nur von Berg- und Klein-Dievenow ab bis Horst, bei Henken-
Hägen und Jershöft und in der Nähe von Stolpmünde erheben sich 10 bis
20 m hohe Lehmwände. Der Strand ist hier nur schmal, und die Wellen
sind fortwährend bei der Arbeit, die Lehmberge zu zerstören. Welche Fort-
schritte ihr Zerstörungswerk macht, zeigt die alte Kirche bei Horst. 1800
lag sie noch 25 in vom Strande ab. In 80 Jahren hatte die Ostsee
diese 25) m verschlungen, sodaß die Mauern dicht am Abhänge standen.
Heute ist schon ein Teil des Mauerwerkes abgestürzt, und in nicht allzu
langer Zeit wird sie ganz verschwunden sein. — Der übrige Teil der
Küste ist mit Dünen bedeckt. Im Westen sind sie niedrig. Nur selten er-
heben sie sich da über 20 m. (Boigtshagen in der Nähe von Horst 30 m.)
Östlich von Jershöst aber steigen sie zu einer Höhe von 30—50 m empor.
Die höchsten Dünen sind die Mnddeldünen am Vietzker, die kleinen Woll-
säcke am Gardeschen See und die großen Wollsäcke bei Leba. Wie kommt
es, daß die Dünen nach Osten höher werden? Soll der Wind
Dünen aufbauen, so muß er Düueusaud haben. Diesen waschen ihm die
Wellen aus deu Lehmwänden heraus. Norstostwiude tun der hinter-
pommerschen Küste wenig Schaden. Viel schlimmer sind die häufigen
Nordwestwinde. Je größer die Wellen, um so größer ist ihre zerstörende
Kraft. Die Gegend von Dievenow ab bis etwa nach Kolberg, ist vor ihnen
noch ziemlich geschützt. Bei Jershöft aber treffen sie mit voller Krast ans
die Steilwand. Hier zerstören sie daher am meisten. Darum bildet sich
hier viel Düuensand, mit dem der Wind dann sein Spiel beginnen kann.
— Eigentümlich sind der hinterpommerschen Küste die Strandseen. Sie
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die Wipfel der Bäume. Dabei wird kein Zweig gebrochen; aber in diesem
Sandsarge stirbt ein Baum nach dem andern. (Baumfriedhof bei Misdroy.)
Und wenn der Wind den Sand dann weiter weht, kommen nach und uach
die toten Bäume wieder zu Tage. Wie den Wäldern, so ergeht es den
menschlichen Wohnungen. Durch Fenster und Türen dringt der feine Sand;
er liegt auf Betten, Stühlen und Tischen und fällt auch in die Speisen.
Vor den Gebäuden häuft er sich au, wächst und wächst und zwingt schließe
lich die Bewohner, sich an einer geschützten Stelle ein neues Heim zu
gründen. Das alte aber deckt er wie mit einem gewaltigen Grabhügel zu
und fliegt dann weiter. Man hat beobachtet, daß Dünen jährlich 3 bis
17 m wandern. Solche Wanderdünen können demnach ungeheuren
Schaden anrichten. — Schon früh hat man deswegen nach Mitteln gesucht,
den Sand festzuhalten, aber über alle Schutzzäune ging er hinweg. Erst
in den letzten hundert Jahren ist das durch Bepflanzung gelungen. Zu-
nächst zwingt man den Wind dnrch Strauchzäune, allen mitgeführten Sand
vor der alten Düne abzulagern und so eine Vordüne zu bauen. Gleich-
zeitig bepflanzt man die Hauptdüne mit Dünengräsern, Kräutern und
Bäumen, namentlich Nadelbäumen. Damit aber der Sand, in welchem
die Pflanzen wachsen sollen, nicht wegfliegt, bedeckt man ihn wohl mit
Baumzweigen oder steckt solche reihenweise hinein. Haben die Pflanzen
erst Wurzel geschlagen, so bildet sich aus den abfallenden Nadeln, den toten
Gräsern und Kräutern in: Lauf der Jahre eine feste Schicht Muttererde.
— Aber wie können in dem trockenen Sande Pflanzen wachsen? Der
Dünensand ist nicht so trocken, als man glaubt. Wenn wir mit der
Hand ein Loch hineinkratzen, merken wir, daß der Sand schon in geringer
Tiefe feucht ist. Die Pflanzen finden also Feuchtigkeit und damit
Nahrung. Aber unter der großen Sonnenwärme, die den Boden oft bis
80° C erhitzt, und unter dem Seewinde haben sie viel zu leiden. —
Unter den Gräsern, die hier gedeihen, sind zu nennen; Windgras, Schilf-
rohr, Strandhafer, -gerste und Sandsegge. Zur Bcpflanznng werden
von den Baumarten die gemeine Kiefer, die Schwarz-, Haken- und
Zwergkiefer, die Fichte, Schimmelfichte, Birke und Erle bevorzugt. Bald
finden sich auch Pilze, Flechten und Moose. Ist die Düne erst bewachsen,
dann bietet sie dem Toben und Stürmen des Meeres Trotz, dann ist der
Dünenwald der beste Schutz. (Woher nimmt die See den Sand?)
Pommern hat fast durchweg eine Flachküste. Nur selten treten
Höhenzüge mit ihren steilen Ufern an das Meer heran. An diesen nagt
und bröckelt unaufhörlich und unaufhaltsam das Wasser. Zum Schutze
solcher Stellen hat man am Strande Steinmauern, Steinwälle oder
Pfahlreihen errichtet. Vielfach sind die Strandgebiete auch gegen die
Küstenströmung geschützt. Der Wind treibt nämlich das Wasser an der
Küste dahin wie einen Strom. Um die Kraft dieses Stromes zu brechen,
hat man Buhnen erbaut; das sind Pfahlreihen, die mit Faschinen aus-
gefüllt sind, oder Steinmauern, die ins Meer hinausgehen.
Die vorpommersche ttüste.
Wenn der Ost- oder Nordwind über die weite Ostseefläche stürmt,
dann treibt er die gewaltigen Wasserberge vor sich her dem Lande zu.
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kommt. (Jagdgebiet des Prinzen Eitel Friedrich.) Noch bis vor etwa
50 Jahren wurde Ackerbau nur nebenbei von den Frauen betrieben, da
alle Männer Seeleute wurden, die von den Beschäftigungen der „Land-
ratten" nichts wissen wollten. Seitdem aber der Dampf die Segelschiffe
verdrängt hat, — der Sand- und Heideboden aber nur mittelmäßige
Erträge liefert —, sind Fischerei und' Badezeit die Haupterwerbsquellen
der Bewohner.
Leuchttürme an der vorpommerschen Küste sind auf Darßer Ort,
Hiddeusö, Arkona, Greifswalder Oie und bei Swinemünde. Hafen-
Plätze sind Stralsund, Saßnitz, Greifswald, Swinemünde.
Rügen.
Rügen ist ungefähr 968 qkm groß. Es wird durch den Strela-
snnd vom Festlande getrennt. — Wild zerrissen ist Rügen, tief schneidet
das Meer in die Insel ein. Es hat im Nordosten die Tromper, im
Osten die Prorer Wiek, (Wiek-Anßenbucht), im Süden den Rügenschen
oder Greifswalder-, im Westen den Kubitzer Bodden (Bodden-Jnnettbncht)
gebildet. Außerdem ziehen sich von Westen der Große und der Kleine
Jasmnnder Bodden fast quer durch ganz Rügen. — Dadurch wird
Rügen in 3 Teile zerlegt: das eigentliche Rügen, Wittow und
Jasmnnd. Diese hängen durch schmale Landengen miteinander zu-
sammeu. Jasmund und Wittow sind durch die Schabe, Jasmuud
und Rügen durch die Schmale Heide verbunden. Diese vom Meere
zerrissene Insel nannten die Slawen daher mit Recht Ruja, d. h.
zerrissenes Land. — Das eigentliche Rügen hat die Gestalt eines
Dreiecks. Nach Süden strecken sich die beiden Halbinseln Zudar und
Mönchgut vor. Im Westen tauchen die Ufer allmählich aus dem Wasser.
Im Süden sind sie bis 5 und mehr m hohe Lehmwände. Nach dem
Innern steigt das Land an und erreicht bei Bergen seine größte Höhe.
Bergen, eine Stadt von 4000 Einwohnern, hat seinen Namen nach der
Lage. Nur wenig höher steigt der Rngard, der doch 91 m über dem
Meere liegt. Auf ihm stand früher eine Herzogsburg. Seit 1877 trägt
er als Denkmal für Ernst Moritz Arndt einen Aussichtsturm. Derselbe
hat 3 Stockwerke und wird oben durch eine Kuppel abgeschlossen. Im
Erdgeschoß steht die Büste Arndts. Eine Wendeltreppe führt zur Höhe des
Turmes. Von hier überblickt man das ganze Rügen. Auf den weiten
Ackerflächen wogen goldene Ähren. Dazwischen schieben sich grüne Weide-
und Wiesenflächen. Dort scheidet sich das helle Grün des Laubwaldes von
dem Dunkelgrün der Nadelbäume. Da strecken sich kahle Bergrücken in
die Höhe. Das gauze Bild aber wird eiugefaßt vom blinkenden, blitzenden
Wasser, aus dem sich braune und weiße Segel schaukeln. — Der Westen
des Jnselkerns ist nur wenig fruchtbar und spärlich bewaldet. Der süd-
liche Teil dagegen ist fruchtbar. Die Felder tragen üppiges Getreide, in
den Koppelu gehen Rinder und Pferde. Die Hirten treiben große Schaf-
Herden. — Wald ist im Süden und Osten reichlich vorhanden. Im Osten
liegt die Granitz, eine hügelige Waldlandschaft mit dem weithin sichtbaren
fürstlichen Jagdschloß. Der viereckige Bau trügt auf jeder Ecke einen
runden ^urm. Ans der Mitte ragt aber ein 76 in hoher Wartturm her-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ernst_Moritz_Arndt Ernst Arndts
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nahe am See, wird die Herthabnche genannt. Auch liegen dort große
Steine, auf welchen der Göttin Menschen geopfert sein sollen. — Dieselbe
Kreide, wie am Strande, findet sich unter der dünnen Erdschicht auf der
gauzeu Halbinsel. Sie wird in zahlreichen Brüchen abgebaut und in
Schlänunereien zum Gebrauch hergerichtet. Was ist deuu die Kreide?
Wenn wir ein Ständchen Rohkreide uuter dem Vergrößerungsglase be-
trachten, so finden wir, daß es aus lauter winzig kleinen Kalkschalen von
Tieren besteht. Solche Tierchen leben anch heute noch tief im Meere.
Wenn sie absterben, häufen sich ihre Schalen zu Kreide aufeinander. Die
Kreide Rügens muß also auch einst im tiefen Meer entstanden sein. Das
beweisen anch die vielen sogenannten Donnerkeile, die sich darin finden.
Sie haben mit dem Donner nichts zu tun. Es sind die letzten Reste des
Tintenfisches, der in dem Kreidemeer einst lebte. Der frühere Meeres-
boden ist dann hochgepreßt und in trocknes Land verwandelt worden. Die
Kreidefelsen Rügens sind durch Querstreisen von Feuersteinknollen gegliedert.
— Die Kreide dient zum Bereiten von Farben, zum Schreiben, Putzen
von Metallen, als Zusatz zu Kitt u. s. w. Zahlreiche Bewohner Jasmnnds
finden in den Kreidebrüchen und Schlämmereien Verdienst. Andere be-
stellen den fruchtbaren Boden. Ein nicht kleiner Teil hat als Haupt-
eiuuahmequelle die Badezeit. Saßuitz und Lohme sind die Hauptbadeorte.
Sagard war im 18. Jahrhundert ein vielbesuchtes, heilkräftiges Bad.
In der Nähe liegt das größte Hühneugrab Rügens, der Dnbberwort.
Ein mächtiger Hügel von etwa 10 m Höhe, von Kraut und Buschwerk
überwuchert, deckt hier eiueu, der zu seinen Lebzeiten wahrscheinlich eine
große Rolle spielte.
Jasmnnd und Wittow sind durch die Schabe, einen mit Nadel-
Wald bewachsenen Dünenstreifen, verbunden. Wittow hat fast durchweg
Lehmboden, der die darunterliegende Kreide verdeckt. Das Land ist in-
folgedeffen sehr fruchtbar und wird als Korukammer der Insel bezeichnet.
Wald und Baumbestand fehlen fast ganz. Auf Wittow soll es keine Maul-
würfe geben. Der nördlichste Punkt ist das Vorgebirge Arkoua, ein etwa
50 in hoher Kreidefelsen. Er trägt einen Leuchtturm. In einiger Ent-
fernnng von dem Turm findet sich ein Burgwall. Er umschloß einst die
Jaromarsbnrg, in der sich der Tempel des Wendengötzen Swantewit befand.
Die Halbinsel Wittow ist reich an Waffen und Geräten aus der Steiuzeit.
Die Menschen hatten damals noch nicht Messer und Beile und Sägen ans
Eisen und Stahl wie wir. Sie machten sich dieselben aus Feuersteinen.
An verschiedenen Stetten Wittow's hat man Tausende von Feuersteinen ge-
fnnden, die zum Teil schou ganz, zum Teil erst halb fertig gehauen waren.
Vieles von diesen Funden ist in den Museen in Stralsund und Stettin nnter-
gebracht. — Auch auf Wittow gibt es noch viele Hühnengräber. Das größte
ist bei Nobin. Die wichtigsten Orte sind Breege und Wiek am Bodden
und Altenkirchen, mitten auf Wittow. Früher war das Dörfchen Bitte
der Sammelpunkt für die Fischer, die im Herbst auf deu Heriugsfaug
gingen. — Das Klima Rügens ist gesund, wenn es auch rauher ist als
au der übrigen pommerschen Küste. Das kommt einmal von den Winden,
die von allen Seiten über die Insel dahinfegen können, zum andern aber
von dem Wasser. Dasselbe entzieht bei dem Verdunsten dem Lande viel
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dachung aus Lehm oder lehmigem Sande, und an den Flußufern liefern
die Wiesen reichlich Viehfutter. Die Flüsse eilen in wilden Tälern (Hölle
bei Gr. Guftkow) über mächtige Steinblöcke dahin. Auch an waldum-
kränzten Seen ist kein Mangel. Stüdtnitz-, Zechiner-, Borntnchen- und
Somminsee. Bütow, 7900 Einwohner, stand im 14 Jahrhundert unter der Herrschaft
des deutschen Ritterordens. Aus dieser Zeit stammt das Schloß. 1657 kam es an
Brandenburg. Bütow ist Ackerstadt. Die große Entfernung anderer Städte sichert den
Handel- und Gewerbetreibenden in der Stadt gute Kundschaft an den Landbewohnern.
Au der pommerscheu Grenze entlang bis jenseit Lauenburg behält
der Landrücken immer noch eine Höhe von 100—200 m. Die höchsten
Erhebungen finden sich in der Nähe Lanenbnrgs in dem Dombrowaberge
(210 in). Die Seen sind nicht mehr so zahlreich vorhanden. Wir finden
den Lupowske- und Jassensee. Die Höhen sind vorherrschend mit Nadel-
Wald bestanden. Der Boden trägt Kartoffeln und Roggen. Die Berge
sind noch Ausläufer des Höhenzuges. Seine Hauptmasse liegt schon in
Westpreußen.
Hinterpommerns Bewässerung.
Am seenreichsten sind die Kreise Neustettin, Dramburg und Bütow.
Die größten unter den Seen sind: der Madü- 36, der Dmig- 19, Vilm-
18,5, Lübbe- 15, Pielburg- 10, Wothschwin- 9, Plöne- 8,5, Zetzin- 8,
Virchow- 8, Enzig- 6, Papenzinsee 5,5 qkm. Nach ihrem Wasserreichtum
geordnet, folgen sie so: Madü- 726, Dratzig- 357, Lübbe- 203, Pielburg- 137,
Zetzin Iii und Wothschwinsee 100 Millionen Kubikmeter. — Ihre Tiefe
ist verschieden. Die meisten haben nur eine durchschnittliche Tiefe von
1—5 m, die tiefsten eine solche von 15—20 in. In einigen finden sich
besonders tiefe Kessel. So hat der Papenzin- Tiefen von 40*. der Madü-
von 42, der Zetzin- von 48 in, der Pielburg- ist 54 und der Dratzigsee
83 in tief. Er ist somit der tiefste See in Norddeutschland. — Fast in
allen größereu Seen sind Inseln zu finden. Die größte Jnsmäche besitzt
der Vilmsee (127 ha); dann folgen Dratzig- mit 82, Zetzin- 76,
Gr. Lnbow- 37, Enzigsee 32 ha. — Nur etwa Vs aller Seen ist czb-
flußlos. 1k der ganzen Wasserfläche nimmt seinen Abfluß nach der Netze,
V5 nach der Od^x. Die übrigen Seen senden ihre Wasser der Ostsee
oder der Weichsel zu. Die Entwässerung wird zumeist durch die Flüsse
besorgt. — Alle hinterpommerschen Küstenflüsse haben einen vielfach
gewundenen Lauf. (Erklärung siehe Seite 47.) Einzelne Strecken ihres
Weges sind fast von Süden nach Norden, andere wieder von Osten nach
Westen gerichtet. Solange sie zwischen den Bergen des Höhenzuges
(Oberlaus) rinnen, fließt das Wasser schnell dahin, stürzt über Felsblöcke
und bildet Schluchten und Kessel, in denen es schäumend kreist. Wenn
der Fluß aber in das Flachland eintritt (Mittellauf), dann wird sein
Lauf ruhiger, fein Bett breiter, dann werden seine User wiesenreicher. Je
näher der Mündung zu -(Unterlauf), desto langsamer fließt sein Wasser.
Müde schleppt es sich durch deu Dünensand. Weil es nicht die Kraft hat,
gegen die Meeresströmung ankämpfen zu können, nimmt es meistens erst
durch einen Strandsee den Weg ins Meer.
Die Re^a (190 km) nimmt ihren Anfang im Ritzigsee. Ihrem
Oberlaufe senden mehr als ein Dutzend Seen Wasser zu. Vor Plathe
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werdeil nun mit ins Tal genonimen. Bleiben sie ruhig auf der Oberfläche liegen, so
fallen sie schließlich da zu Boden, wo das Eis schmilzt. An der Stelle häufen sich
deshalb mächtige Steinhaufen auf, die man als Endwall oder Endmoräne bezeichnet.
Die meisten Steine aber geraten bei ihrer Wanderung zwischen das Eis und werden
hier zerdrückt und zerrieben. Zuletzt bleibt von ihnen nichts weiter übrig^als seiner
Sand oder Steinmehl. Sand und Erde sind aber schwerer als Eis. Sie werden
darum im Eise immer tieser sinken. Je mehr Steine zerrieben werden, desto mehr
Steinmehl sammelt sich in dem Bett des Gletschers. Schließlich wird diese aus Stein-
Niehl und Eis gemischte Schlammschicht so schwer, daß das Eis sie nicht mehr fort-
schieben kann. Dann bleibt sie liegen. Der Gletscher geht darüber hinweg nud poliert
sie ganz eben. Man nennt sie die Grundmoräne. Da wo das Eis längere Zeit still
steht, wird schließlich ein Berg aufgetürmt werden, auf welchem und in welchem die
großen Steiubiöcke liegen bleiben. — Der ganze pommersche Erdboden, so behaupten die
Gelehrten, ist aus eben diese Weise von Gletschern aufgeschüttet worden. Wo der
Gletscher gleichmäßig weiter wanderte, baute er die großen, fruchtbaren Ebenen unserer
Heimat. Wo er ab und zu Halt machte, entstanden Hügel und Berge, und wo die
vielen Steinblöcke zu finden sind, da war seinerzeit das Ende des Gletschers. Die
aufgeschüttete Schicht (Diluvium) ist nicht überall gleich dick. Sie liegt auf älteren
Erd- oder Gesteinschichten, wie sie an anderen Stellen zu Tage treten. Die mäch-
tigen Steinblöcke, die man als Wandersteine oder als erratische oder Findlingsblöcke be-
zeichnet, sind ans dem Rücken des Eises ans Skandinavien zu uns gekommen. Daß
sie von dort stammen, erkennt man auch an den Steinen selbst. Sie enthalten die-
selben Stoffe, aus denen die großen skandinavischen Gebirge aufgetürmt sind. —
Wie lange das Eis die Länder bedeckte, kann keiner wissen. Endlich aber ist es doch
wieder weggeschmolzen. Da gab es denn eine Menge Wasser. Nach Süden konnte
dasselbe nicht abfließen, weil die hohen Berge im Wege standen. Also mußte er am
Rande des Eises nach Westen seinen Weg nehmen. Es spülte sich hier breite tiefe Täler.
Ein solches Tal verlief in der Richtung Thorn-Eberswalde. Dies Tal war eigentlich ein
gewaltiger See. In ihn strömte fast alles Wasser, welches heute in die Ostsee fließt.
Von Osten fa:u das Wasser der Weichsel, von Südosten das der Oder und von Norden
das Schmelzwasser des Eises. Seinen Abfluß hatte dies Wasserbecken bei Eberswalde
nach Westen hinweg. Das Tal, in welchem die Oder heute fließt, war auch damals
schon da. Aber den Zugaug zu demselben sperrte das Eis. Selbst als das Eis sich
zurückgezogen hatte bis etwa in die Richtung von Pienzlau, Peucun, Pyritz, nahm das
Schmelzwasser durch die Täler der Randow, Welse, Oder seinen Weg nach Süden.
Erst als das Eis sich allmählich — hier und da noch Halt machend — bis auf die
Linie von Plathe-Demmin zurückgezogen hatte, da stürzten die Wasser durch die Senke
des Odertales herein, stauten sich am Eise und bildeten einen gewaltigen See. Der
letzte Rest davon ist das Stettiner Haff. In diesen See strömten auch die Wasser,
welche von dem Höhenzuge herabeilten. Dabei nahmen auch sie ihren Weg von Osten
nach Westen am Eise entlang. Ging das Eis rückwärts, so suchten sich die Flüßchen
einen Weg von Süden nach Norden, bis sie wieder den Eisrand erreichen. Durch ganz
Hinterpommern haben sie dadurch ein Tal ausgewaschen, das man das Pommersche
Urstromtal nennt. Einzelne Bergzüge freilich gingen und gehen quer durch das Tal
z. B. von Pollnow nach Varzin, von Gr. Rambin nach Belgard zu.
Hinter diesen Querriegeln staute sich das Wasser zu einem See, bis es über den
Bergzug fortfließen konnte. Das Urstromtal in Hinterpommern bestand demnach aus
3 Stromstücken und 2 Stauseen und mündete in den großen Haffstausee. Ans dem-
selben strömten die Wasser durch das mecklenburgisch-pommersche Grenztal, in welches
sie bei dem Städtchen Friedland eintraten. Später benutzten sie das Peenetal und dann
wieder das Grenztal. In der darauffolgenden Zeit nahmen sie ihren Weg durch den
Strelasund, und erst als das Eis sich noch weiter nach Norden zurückgezogen hatte, er-
gössen sie sich in die heutige Ostsee.
Aus der Eiszeit stammen auch die vielen Seen. Freilich ist heute kaum noch der
4. Teil der Seen vorhanden. Alle übrigen sind vernichtet worden durch die Pflanzen,
die langsam, aber unaufhörlich und sicher an diesem Zerstörungswerk weiter arbeiten.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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Arme. Der östliche führt den Namen Große Reglitz. Der westliche ist
der kleinere, er behält den Namen Oder. Die Oder drängt sich nun so
dicht an die Bergzüge des Randower Hochlandes heran, daß für Ortschaften
im Tal kein Raum bleibt. Deshalb sind fast alle Orte auf den teilweise
bewaldeten Höhen gelegen. Die Große Reglitz wendet sich dem östlichen
Talrande zu, das sie bei Greisenhagen erreicht. Sie tritt nicht so dicht
an die Abhänge des Hochlandes heran wie die Oder. Ein breiter Wiesen-
gürtet dehnt sich zwischen dem Fuß der Berge und dem Wasser. Das
Regenwasser und die Bäche, welche von dem Hochland herabfließen, sühren
Sand, Kalk und Ton mit hinab in den Boden des Wiesenstreifens. Da-
durch wird der Torfboden mit anderen Erdarten gemischt. Und dieser
Mischboden eignet sich vorzüglich zum Aubau von Gemüse, das dann nach
Stettin geliefert wird. — Oder und Große Reglitz sind durch viele kleine
Wasserarme verbunden, z. B. Seglitz, Holzgrube, Wreckuick, Wobnitz, kleine
Reglitz n. a. Dadurch entsteheu viele Juselu, die sich nur weuig über das
Wasser erheben. Sie tragen schönes, süßes Gras. Die Besitzer der Oder-
wiesen treiben deshalb viel Milchwirtschaft. Näher nach Stettin heran
wird das Gras kleiner, auch sind die Süßgräser nicht mehr so vorherrschend.
Bielfach sind die Oderinseln hier mit dichten Brüchen bestanden. (Stadtforst,
Blockhausbruch, Elsbruch, großes Oderbruch u. a.) Elsen, Birken, Erlen
und Escheu bilden die Hauptmasse der Bäume. Unter ihnen breiten sich
Weiden- und Schneeballgebüsche aus. Diese dichten Waldungen liefern gute
Versteckplätze für das Wild, namentlich für Rehe. Das weiche Holz wird
zu Schnitzarbeiten und vielfach zur Anfertigung von Holzpantoffeln ver-
wertet. Wenn aber im Frühjahr die Schneemassen sich in Wasser ver-
wandeln, oder wenn der Nordwind das Wasser am Ausfließen in die Ost-
see hindert, wird das ganze Odertal ein See. Da reißen dann die Fluten
oft die ganze Ernte fort, versanden und verderben die Wiesen und tun den
Leuten ungeheuren Schaden. — Das Odertal hat sich allmählich verbreitert.
Es mißt zwischen Pommerensdorf und Fiukeuwalde 7000 in. Über das
Odertal führt nur von Mescherin nach Grebenhagen eine Brücke und von
Stettin nach Altdamm eine Chaussee. Der torsige Untergrund erschwert
den Bau fester Straßeu. Er vermag die schweren Kies- und Steindämme
nicht zu tragen.
Stettin ist eine Gründung der Wenden. Der Nauie bedeutet „Stätte am Zu-
saminenflnß". Hier gabelt sich die Oder in verschiedene Arme, die alle dem Dainmschen
See zufließen. Die Oder teilt Stettin. Auf dem linken Ufer liegen die Alt- und Neu-
stadt, Ober- und Unterwiek, Grabow, Bredow und Nemitz. Die Bahnhofs-, Hansa-
und Baumbrücke führen nach dem rechten Oderufer, uach Lastadie und Silberwiese. Die
Silberwiese wird eingeschlossen von Oder, Parnitz und Grüuem Graben. Die Lastadie
umfließen Grüner Graben, Oder, Dnnzig, Parnitz. — Die Lage an der Wasserstraße
nach dem Weltmeere machte Stettin früh zu eiuer Haudelsstadt. Tausende von
Dampfern und Seglern bringen ihre Ladung und gehen befrachtet wieder davon. Die
Hauptgegenstände des Handels sind Steinkohlen, Eisenerz, Pflastersteine, Kartoffeln, Ge-
treide, Zucker, Heringe, Holz, Zement. Stettin ist anch eine Industriestadt. Mehr
als 35000 Arbeiter sind in den Fabriken beschäftigt. An erster Stelle steht die Her-
stellnng und Verarbeitung vou Eisen. Eisen wird gewonnen im Eisenwerk „Kraft",
verarbeitet auf dem Vulkan, deu Oderwerken, den Fahrrad-, Motor- und Nähmaschinen-
sabriken. Bedeutend ist anch der Betrieb in den chemischen Fabriken, den Ol-, Getreide-
und Malzmühlen, der Zuckersiederei, deu Brauereien, Bnchdruckercieu und der Kleider-
konsektion. Ter Umsatz in fertigen Kleidern beträgt jährlich mehr als 30000000 M.
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nun bei so hohem Wasserstande Sturm ein, so entstehen Sturmfluten.
Sturmfluten können für die Bewohner des Strandes sehr gefährlich
werden. Oft reißen die Wellen ganze Stücke Land fort. Sie über-
schwemmen auch weithin die Küstengebiete und zerstören Dörfer und Städte.
Seit dem Jahre 1600 haben 18 große Sturmfluten an dem Ostseestrand
gewütet. Bei der vorletztem in einer Novembernacht des Jahres 1872,
ging z. B. das Dorf Damerow auf Usedom unter, und die letzte am
31. Dez. 1913 hat au der ganzen Ostseeküste ungeheuren Schaden ange-
richtet. — An dem abfließenden Gewitterregen kann man jederzeit beob-
achten, wie das Wasser Erde fortspült, sich Rinnen einschneidet oder Löcher
in den Boden reißt. Genau so arbeitet auch das Meerwasser au der Küste.
Jede zurücklaufende Welle nimmt, sei es auch noch so wenig, Küstenerde
mit. Diese wäscht sie ordentlich aus und zerreibt sie zu ganz feinen Sand-
körnchen. Diese Sandkörner bewegen sich mit der Welle vor- und rück-
wärts. Da, wo zwei Wellen zusammenstoßen, fällt ein Teil auf den
Grund. Dadurch entsteht im Laufe der Zeit ein kleiner Sandberg, den
man Riff nennt. An der Ostseeküste ziehen sich drei Riffe entlang. —
Ein anderer Teil des Sandes wird wieder anf den Strand geworfen
und hier von der Sonne getrocknet. Daher finden wir den Ostseestrand
überall mit seinem, weißen Sande bedeckt. Hin und wieder zeigt der
Sand eine schwärzliche oder violette Färbung. Dann sind ihm schwarze,
rote und grüne metallische Körner beigemischt. — Ost ist der Strand mit
zahllosen Muscheln und Rollkieseln bedeckt. Die letzteren sind etwa Hand-
große, runde, flache Steine. Sie lagen früher im Meere und wurden
von deu Wellen fortwährend bewegt. Dabei haben sich die Steine die
scharfen Kanten abgestoßen. Dann hat der Sand die Bruchstellen wieder
glatt geschlissen. Endlich warf sie ein Sturni anf den Strand. — Wenn
man in feinen Sand hineinbläst, fliegt er davon. Vom Meere her streicht
nun alle Tage ein Wind über das Land. Er nimmt die feinsten Sand-
stänbchen viele 100 km weit mit und läßt sie als Staub oder Staubregen
wieder zu Bodeu fallen. Die gröbsten Sandkörner kann er nicht heben,
darum rollt er sie weiter ins Land hinein. Wieder andre greift er auf,
läßt sie aber bald fallen; dann nimmt er sie von neuem hoch und treibt
sie so hüpfeud über den Boden dahin. Ist der Wind nicht mehr stark
genug, oder stoßeu die Sandkörner gegen einen Stein, Strauch, Zaun und
dergl., so fallen sie herunter und bleiben liegen. Da uuu täglich neuer
Saud vom Winde hergeweht wird, entsteht hier allgemach ein Sandhügel,
der zu einem Berge wächst. Man nennt solche Sandberge, die vom Winde
aufgebaut sind, Düueu. Das Wort ist entstanden aus dem keltischen
„dun" d. i. steiler Hügel. — Die Dünen erreichen Höhen bis zu 50
und mehr Metern. Der Wind braust in der Höhe am kräftigsten. Darum
greift er die hoheu Saudberge, die er aufbaute, auch um so stärker au.
Er reißt Löcher hinein und bläst den Sand weiter ins Land. Dann läßt
er ihn wieder auf die Erde sinken. So errichtet er hinter der ersten eine
zweite und dritte Dünenreihe oder Dünenkette. — Auch hier bleibt der
Sand nicht liegen. Langsam, aber unaufhaltsam führt ihn der Wind vor-
wärts. Nichts kann ihm Halt gebieten. Seen hat er zugeschüttet. In
Wälder wandert er hinein. Langsam häuft sich Sand aus Sand bis über
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empfängt sie die Ümei, welche die Abflüsse des Wothschwili-, Wangerin-
u. a. Seen bringt. — Die Perja.nte (135 km) hat ihren Ursprung in
dem fast ganz abgelassenen Persanzigsee. Sie vereinigt sich mit dem
Gänsebach (Bärwalde) und nimmt in der Damitz mit der Wupper (Polzin)
und der Muglitz die Abflüsse der Pommerschen Schweiz auf. Die Radü,
iu welche die Gotzel (Bublitz) mündet, entwässert das Rnmmelsbnrger
Bergland und geht bei Körlin in die Persante. — Die Wipper (150 km)
entspringt in Westprenßen. Sie nimmt die aus dem Stüdnitzsee kommende
Stüdnitz (Rummelsburg) auf. Weiterhin entwässert sie den Lantowsee.
Kurz vor der Münduug empfängt sie die Grabow, welche aus dem
Wockuiusee des Rummelsburger Berglaudes fließt. — Die Stolpe kommt
ebenfalls aus Westpreußen. Ihr Gefälle ist im Oberlauf bedeutend. Aus
der Umgegend von Bütow führt die Bütow die Abflüsse des Damsdorfer-,
Wnfsekener- n. a Seen Zu. Als fernere Seeabflüsse nimmt sie die Kamenz
und die Schottow aus. — Die Lnpow entströmt westpreußischem Bodeu,
durcheilt den Wobbrow- nud Jasseusee und mündet nach 65 km langem
Lauf durch dm Gardeschensee. — Die Leba (130 km) hat ihre Quelle auf
der westpreußischen Seenplatte bei Karthaus. Sie hat das breiteste Flußtal.
Schon bei Lauenburg mißt es 4 km. Hiuter Lauenburg breiten sich zu
beiden Seiten weite Moorflächen aus, die bis an den Lebasee reichen.
Die Gegend an der Leba heißt das blaue Ländchen, wohl weil in der
seuchteu Luft die Anhöhen schon aus geringer Entfernung bläulich erscheinen.
— Die Drage (168 km) hat ihre Quellen in dem 216 m hohen Gebiet »
der pommerschen Schweiz. Sie durchfließt die „fünf Seen" und den
Pröfsin-, Salben-, Dratzig-, Crössin- und Lübbesee. Sie ergießt sich
nahe bei Kreuz in die Netze. — Die Küddow entspringt unweit der
Persantequelle, durchfließt deu Virchow- und Vilmsee und nimmt die
Pielow auf, welche aus dem Gr. Kämmerer-, Lnbow- und Pielbnrgsee
Abflüsse bringt. — Weil Küddow und Plante nahe aneinander fließen,
trug man sich im 18. Jahrhundert mit dem Plaue, die Persante und
Küddow schiffbar zu machen und so Ostsee und Netze durch eine schiff-
bare Wasserstraße zu verbinden.
Pommerns Ulima.
Alle Orte Pommerns haben im Sommer fast dieselbe (Temperatnr)
Wärme und im Winter dieselbe Kälte. Der Unterschied ist nur sehr gering
Er beträgt zwischen den Orten des Landrückens und denen der Ebene durch-
schnittlich etwa 1 Grad. Am wärmsten ist es im Odertal, auch in Vor-
Pommern ist es noch ein wenig milder als in Hinterpommern. Im ganzen
hat Pommern ein gemäßigtes Klima. -f- 25 bis 30° C sind die höchsten
Wärme-, — 20 bis 250 C die tiefsten Kältegrade. — Die einzelnen
Jahreszeiten sind nicht schars von einander getrennt. Langsam erwärmt
sich nur die See und wirkt kühlend auf die souuigeu Frühlingstage. Der
Frühling ist daher meist kurz. Oft siud im Anfang Mai die Bäume noch
unbelaubt. Dann aber kleidet die plötzlich eintretende Wärme Feld und
Wald in das sommerliche Festgewaud. Iu weuigeu Tageu bildet sich das
dunkle Laubdach der Wälder, schießen die hohen Halme empor, sprossen die
Blätter und Blüten. Nicht selten freilich zerstören Nachtfröste das eben
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Etwas von der Eiszeit.
Bor vielen, vielen tausend Jahren, so behaupten die Gelehrten, ist unser Pommer
land ganz mit Eis bedeckt gewesen. Ja, das Eis soll über Pommern hinaus anch
Brandenburg und Schlesien bedeckt und bis an die hohen Gebirge daselbst gereicht haben.
Diese konnte es nicht überschreiten und blieb darum hier stehen. Das wäre nun nichts
Besonderes, denn alle Winter bedeckt sich ja Erde und Wasser bei uns mit Schnee und
Eis. Allein an so dünne Eisdecken dürfen wir, wenn wir von der „Eiszeit" reden,
nicht denken, denn an den schleichen Gebirgen soll eine Eismauer von 400 m Höhe
gestanden haben. Nun gibt es auch heute noch Länder, die ganz mit Eis bedeckt sind,
Grönland z. B. Das hat der berühmte Nansen einmal auf Schneeschuhen durchreist
und gefunden, daß das Eis in der Mitte des Landes am höchsten war, nach den Seiten
hin aber niedriger wurde. So ist es auch einst hier gewesen. Und wenn das Eis an
den schleichen Gebirgen 400 m hoch stand, dann sind es bei uns Eisberge gewesen,
die inehr als 1000 m in die Luft hineingestiegen. — Hu, denkst du, muß das eiue Kälte
gewesen sein, bei der solche Eismassen gefroren sind: da wird das Thermometer —
wenn man eins hatte — wohl immer 30° Kälte gezeigt haben. Allein die Gelehrten
behaupten, eine so grausige Kälte wäre dazu uicht uötig. Sie meiuen, wenn die Durch-
schnittstemperatur nur um 5° C herabginge, dann müßten die Berliner fast das ganze
Jahr den Pelz tragen, in Moskau gebe es keinen Sommer, und in München würde es
Tag für Tag schneien. Würde die Abkühlung aber mehr als durchschnittlich 5° betragen,
so gebe es wieder eine Eiszeit, in der die Menschen — eben so wenig wie früher —
leben könnten.
Wenn es aber damals keine Menschen gab, woher will man denn das alles
wissen? — Die Bergleute sanden oft große Steine und Felsblöcke, die zerschrammt und
zerkratzt waren wie eine vielgebrauchte Schiefertafel. Alle diese Schrammen gingen nach
derselben Richtung. Lange hat man sich über diese zerkratzten Steine den Kopf zer-
brachen. Endlich fand man hoch im Gebirge ein Tal, dessen Seitenwände auch so zer-
schrammt waren. In dem Tal aber floß ein Eisstrom dahin, ein Gletscher. Bei ge-
nauer Beobachtung sah man denn auch, daß zivischeu das Eis und die Felswand Steine
gefallen waren. Diese hatte das Eis mit fortgeschoben, und dabei waren die Talwände
zerschrammt worden. Nun wnßte man also, die Steine können nur vom Eise so zer-
schrammt sein.
Wo soll aber das Eis hergekommen sein? Man betrachtete die Richtung der
Steinschrammen. Die meisten zeigten ungefähr von Norden nach Süden. Aus einer
dieser Richtungen mußte das Eis also hergeflossen sein. Von Süden kann nun aber
doch keiu Eis gekommen sein, also mußte es von Norden her seinen Weg genommen
haben, von Schweden und Norwegen, vom Nordpol her. Nun haben die Schiffer ja
oft genug mächtige Eisberge schwimmend getroffen. Aber diese Eisberge, die aus oder
im Wasser schwimmen, können nicht die am Grunde liegenden Steinblöcke zerkratzen.
Das kann nur geschehen, wenn das Eis über sie hinweg fließt. Kann denn aber das
Eis überhaupt fließen? O ja! Das zeigen die Gletscher der ganzen Welt. Jeder
Gletscher rückt unaufhörlich vorwärts, einer mehr, ein anderer weniger. Es gibt Eis-
ströme, die nur alle Tage etwa 30 cni bergab gleiten; das macht aber im Jahre schon
100 in. Es gibt aber auch Gletscher, die täglich 15—20 in vorrücken. Wie entstehen
denn die Gletscher? Hoch oben in den Gebirgen schneit es Tag für Tag. Dabei ist
es dort so kalt, daß der Schnee nie fortschmilzt. Auf den alten fällt also immer wieder
neuer Schnee, so daß dort unendlich große Schneefelder entstehen. Selbstverständlich
pressen die oberen Schneemassen die unteren gewaltig zusammen. Durch diesen Druck
verwandelt sich der untere Schnee allmählich in Eiskörner. Befindet sich nun an einer
Seite des großen Schneefeldes ein Tal, so werden die kleinen Eiskörner hier hinein-
gepreßt. Der frisch gefallene Schnee treibt neue Körnermengen nach, und so rückt dies
körnige Eis immer weiter im Tale vor. Je tiefer es steigt, um so höher wird die
Temperatur. Zum Schmelzen ist es aber noch lange nicht warm genug, doch bildet sich
aus den losen Eiskörnern nun eine feste, zusamnienhängende Eismasse. Diese kann
aber auch nicht stehen bleiben, denn der Schnee drückt immer gleichmäßig weiter. Also
muß das Eis immer tiefer und tiefer hinab. Da kommt es dann schließlich in so warme
Gegenden, daß es sich in Wasser verwandelt, und aus dem Eisstrom stürzt schäumend
ein Wasserstrom hervor. — Bon den Felsen, durch die der Gletscher fließt, bröckeln der
Frost und die Lawinen fortwährend Stücke los. Diese fallen auf den Gletscher und
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